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1.2 Kompetenzorientierter Unterricht und neuer RLP

Liebe Kollegen/-innen,
für die Erstellung dieser Webseite erhielt ich viel Lob von euch. Dafür danke ich, denn Feedbacks spornen zu neuen Aktivitäten an. In diesem Sinne bringe ich nun ein neues Projekt an den Start, bei dem auch viel zurückgegeben werden kann:
Die Implementierung der interaktiven Homepage "www.schulinternes-curriculum.de", die SchiC-Tauschbörse!
Ziel: Den Start in die Arbeit am SchiC haben mittlerweile alle Schulen - z.T. mit Hilfe dieser Internetseite hier - gefunden. Jetzt arbeiten wir also konkret an den Schic´s und was liege da näher, als sich auch schulübergreifend über die Arbeitsergebnisse auszutauschen, sich zu inspirieren und sich gegenseitig zu helfen, die Arbeit also ökonomisch zu gestalten!? 
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ww.schulinternes-curriculum.de bietet also die Möglichkeit, das Rad nicht tausendfach neu erfinden zu müssen, funktioniert aber nur, wenn ihr bereit seid nicht nur  nehmen, sondern auch eigene Arbeiten beizutragen!
Also Herrschaften, lasst euch nicht länger bitten und tragt selbst dazu bei, den allgemeinen Groll auf den neuen RLP in positive Energie umzusetzen und besucht die SchiC-Tauschbörse!
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Was ist kompetenzorientierter Unterricht? - Voraussetzung für das Verständnis des neuen Rahmenlehrplans
(Die folgenden Ausführungen basieren auf dem Artikel "Kompetenzorientierter Unterricht" von Andreas Feindt und Hilbert Meyer in Die Grundschulzeitschrift, H. 237) 1

Es ist nicht meine Aufgabe, hier für den neuen RLP zu werben. Dennoch können meine Ausführungen vielleicht dabei helfen, Kollegen, die nicht ganz so auf dem Laufenden in Sachen Theorie sind, zu verdeutlichen, worin dessen Ziele begründet sind...
Der neue RLP basiert auf dem Konzept des kompetenzorientierten Unterrichts. Kompetenzorientierter Unterricht meint eine Form des Unterrichts, die sich nicht auf die Vermittlung von Wissen beschränkt, sondern die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Vordergrund stellt, die unsere SuS konkret bei der Lebensbewältigung unterstützen können. Es soll also beispielsweise nicht primär darum gehen, SuS Malreihen herunterbeten zu lassen, als vielmehr darum, sie zu befähigen, den Kaufpreis von 7 sauren Schlangen à  20 Cent zu errechnen und mit ihrem Taschengeld abgleichen zu können.
Die Frage zu beantworten, inwieweit ein derartiger U. bereits seit eh und je von "guten Lehrern" erteilt wurde, möchte ich mir hier nicht anmaßen. Hilbert Meyer / Andreas Feind äußern sich diesbezgl. wie folgt: "In der Tat gehen wir davon aus, dass kompetenzorientierter Unterricht kein völlig anderer Unterricht ist als der, der in den vergangenen Jahrzehnten als offener`oder `handlungsorientierter` Unterricht gefordert wurde." 2 Die Autoren stellen jedoch im Wesentlichen zwei Punkte als neu heraus: Die genaue, an Kompetenzstufen orientierte, Analyse individueller  Lernstände und Lösungsstrategien und die gezielte Nutzung gewonnener Einsichten für die Gestaltung von Anwendungssituationen.

Insgesamt nennen Feindt/Meyer sechs Merkmale des kompetenzorientierten Unterrichts:


1. Kognitive Aktivierung der SuS durch gut abgestimmte anspruchsvolle Aufgaben, die dazu herausfordern auch neue Aufgaben durch Erkundung, Entdecken und Forschen zu lösen

2. Vernetzung von Wissen und Fertigkeiten, die vertikal erfolgt, indem einzelne Wissensfelder aufeinander aufbauend angelegt werden und im horizontalen Sinne, indem erworbene Kompetenzen auf andere Bereiche übertragen angewendet werden

3. Übung und Überarbeitung von Wissen und Fertigkeiten, die intensiv erfolgen durch Übung und Training aber auch durch die kritische Überarbeitung der eigenen Arbeitsergebnisse

4. Lebensweltliche Anwendung fordert die Überprüfung der erworbenen Kompetenzen heraus und geht somit über Routineaufgaben hinaus

5. Individuelle Lernbegleitung fördert durch gestufte Kompetenzenniveaus und gezielte Unterstützung und Begleitung seitens der Lehrenden die individuelle Leistungsfähigkeit der Eleven

6. Lernfortschritt reflektieren (Metakognition) erhöht den Lernerfolg, indem die SuS mit Unterstürtzung der L. über die Reflektion eigener Stärken und Schwächen "Selbstwirksamkeitsüberzeugungen" entwickeln können


1
Vgl.: Feindt, A, und Meyer, H. in "Kompetenzorientierter Unterricht", erschienen in Die Grundschulzeitschrift, Heft 237, 9/2010, Jahrgang 24, S. 29ff; Friedrich Verlag. Link
2 Feindt, A, und Meyer, H. in "Kompetenzorientierter Unterricht", erschienen in Die Grundschulzeitschrift, Heft 237, 9/2010, Jahrgang 24, S. 32-33; Friedrich Verlag.

Kompetenzorientierung kritisch betrachtet

Kompetenzorientierter Unterricht ist derzeit fast unbestritten "didaktischer Mainstream". Kritiker, wie Peter Euler in diesem Online-Beitrag, werden selten zu Rate gezogen, um beispielsweise die Qualität der empirischen Absicherung infrage zu stellen. Auch die erheblich besseren SuS-Leistungen, die asiatische Länder in Teilen hervorbringen, werden wegen (vermeintlicher) gesellschaftlich-politischer Nonkompatibilität nicht in die Diskussion einbezogen.
Das ist sicher auch der Durchschlagskraft der ( o.g.) Argumentation geschuldet.
Ich persönlich vermisse aber folgende Fragestellung: Ist die konsequente Durchführung eines hochwertigen kompetenzorientierten Unterrichts unter realistischen Bedingungen überhaupt möglich? In Berlin wäre das an der GS z.B. in 28 Wochenstunden plus 2 Vertretungsstunden in mehreren Fächern und Klassen mit einem beträchtlichen Anteil an emotional-sozial u.s.w. beeinträchtigten SuS nachzuweisen...
Wie auch immer die Antwort lauten mag; sie schützt nicht vor der Verantwortung, es zumindest zu versuchen, ein "guter Lehrer" zu sein und dem Ziel, effektiven kompetenzorientierten Unterricht zu praktizieren, Stück für Stück näherzukommen.
Und dabei leistet der neue RLP Hilfestellung, wie an folgenden Beispielen verdeutlicht werden soll:

Unterstützung von kompetenzorientiertem Unterricht durch den neuen Rahmenlehrplan oder wie Merkmale kompetenzorientierten Unterrichts im neuen RLP Berücksichtigung finden (Beispiele aus dem RLP GeWi)

In Bezug auf die o.g. Merkmale wurde von den Erstellern des neuen Rahmenlehrplans deutlich nachgebessert:
Besonders augenfällig sind die detaillierten Angaben von Standards und Kompetenzen, die individuelle Lernbegleitung erleichtern sollen.(s. 2.5)
Lebensweltliche Anwendung  soll u.a. über die neuen Themenfelder gewährleistet werden. So ist das GeWi-Themenfeld 3.2 Wasser - nur Natur oder in Menschenhand?, obwohl es auch traditionelle Fachthemen der Geographie oder Geschichte enthält (wie z.B. "der Nil"), so angelegt, dass der Bezug zur Lebenswelt der SuS bewusst betont wird. In diesem Sinne wird "der Nil" also nicht als isoliert-historisches Problemgebiet behandelt, sondern im Zusammenhang mit anderen Bereichen, die Wasser betreffen, wie z. B. Flussverläufen in Deutschland, Stauseen etc., womit auch das Merkmal Vernetzung von Wissen und Fertigkeiten bedient wird. Lebensweltliche Anwendung wird auch umgesetzt, wenn auf die zahlreichen Unterrichtsanregungen zurückgegriffen wird, die neben den Themen aufgeführt werden. (Was dort zunächst wie eine Auflistung aus einem pädagogischen Lehrbuch aussieht, kann übrigens tatsächlich bei genauerem Hinsehen Inspirationen bieten, die auf die Lebenswelt der SuS bezogen sind und zu verwendbaren Arbeitsprodukten führen, wie in diesem Beispiel:
Informationsplakate (zu den Kennzeichen von Hochkulturen) erarbeiten.)
Die kognitive Anregung wird u.a. durch eine starke Problemorientierung gefördert, wie z.B. aus der Gestaltung des Themenfeldes 3.3 Stadt und städtische Vielfalt – Gewinn oder ein Problem? deutlich hervorgeht.

M. Lenz